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Personzentrierte Gespräche

Therapeuten nehmen im Gespräch eine Haltung ein, die sich 1.) durch an keinerlei Bedingungen geknüpfte Wertschätzung Ihrer Person, 2.) durch aufrichtiges Bemühen, ihre Gefühlslage präzise zu verstehen und 3.) durch Sichtbarkeit der echten eigenen Person auszeichnet. Diese drei vom Psychotherapieforscher Carl R. Rogers benannten Eigenschaften des Therapeuten gelten in jeder Psychotherapie als Bedingung für einen fruchtbaren therapeutischen Prozess. Wo eine dieser Eigenschaften beim Therapeuten fehlt, kommt kein therapeutischer Prozess zustande. Darüber herrscht auch in der Psychotherapieforschung Einigkeit. In der Personzentrierten Therapie gilt diese Haltung des Therapeuten als hinreichende Bedingung für einen therapeutischen Prozess, das heißt: Mehr muss der Therapeut gar nicht tun, um zu heilen. In anderen Therapieverfahren gilt diese Haltung als Basis, um auf dieser Basis noch etwas anderes zu tun: zu intervenieren, am Verhalten zu arbeiten oder zu analysieren. Vertreter/innen der personzentrierten Therapie vertrauen auf die Wirkung dieser Haltung, vertrauen auf die Kraft, die in ihnen steckt. Diese Kraft heißt bei Rogers „Selbstaktualisierungstendenz“ („Self Actualizing Tendency“). So einfach dies in der Beschreibung klingt, so leicht geht eine dieser Eigenschaften (Unbedingte Wertschätzung, Empathie, Echtheit) verloren, wenn man sich nicht konzentriert – dies ist die Überzeugung der Vertreter/innen der Gesprächspsychotherapie. Gesicherte Erkenntnis der Therapieforschung ist: Gesprächstherapie gehört wie die Verhaltenstherapie und die analytischen Verfahren zu den nachweislich wirksamen Verfahren.

Sie werden im therapeutischen Gespräch nicht auf eine psychische Krankheit, eine Störung oder Symptomatik reduziert, sondern als Person wahrgenommen und wertgeschätzt – auch wenn Sie eine Depression, eine Manie, Bipolare Störung, Borderline, Persönlichkeitsstörungen, Suizidalität, Angst, Zwang, Phobie, Essstörung oder auch eine somatoforme Störung (Psychosomatik) entwickelt haben. Als Heilpraktiker für Psychotherapie bin ich qualifiziert, diese Störungen zu erkennen, therapeutisch zu begleiten und bei Bedarf die Notwendigkeit einer ärztlichen Abklärung zu erkennen, aber im therapeutischen Gespräch geht es nach dem ersten Kennenlernen kaum um diese Diagnosen.
Gemeinhin wird unter dem Aufarbeiten psychischer Probleme ein Aufdecken, eine Konfrontation, ein Lernen, ein Angeleitet-Werden verstanden. Dies würde auch für Verhaltenstherapie, für tiefenpsychologische fundierte Psychotherapie sowie für Psychoanalyse gelten, also für die drei in Deutschland kassenzugelassenen Verfahren. Für die in Deutschland von den Krankenkassen nicht erstattete – aber nachweislich ebenso wirksame – Gesprächspsychotherapie gilt das nicht. Hier bleibt es beim Zuhören. Die Therapie besteht darin, dass wir gemeinsam genau zum Ausdruck bringen, wie Sie sich fühlen. Rat erteile ich nur, wenn Sie konkret danach fragen, denn Ratschläge sind therapeutisch nicht wirksam.
Dabei weiche ich Ihrer Not nicht aus, zu der Fragen gehören können wie „Bin ich verrückt?“ oder „Will ich (so) weiterleben?“ Ein Bedrängt-Werden, ein ungewolltes Aufdecken und Eingreifen (Intervention) durch den Therapeuten als „Experten“ werden Sie im personzentrierten Gespräch nicht erleben. Der Experte für sich selbst sind Sie, ich bin nur Ihr Zuhörer und Zeuge.